Aus: Sterne und Weltraum 8-9/1996, S. 671–673 Seite 1   2   3

der größten Sonnenscheinwahrscheinlich- keit im Oberrheingraben und am Bodensee und niedrigeren Werten im gesamten fränkischen Raum, aber auch in den Gebieten an Saar und Mosel.
   Der Oberrheingraben südlich von Bruchsal verspricht daher am ehesten eine erfolgreiche Beobachtung der Sonnenfin- sternis mit Wahrscheinlichkeiten bis zu 65%. Recht gute Bedingungen sind auch am oberen Neckar südlich von Stuttgart, zwischen Ulm und Augsburg sowie im östlichen Alpenvorland am Inn unterhalb von Mühldorf bis hin zur Salzach zu erwarten. Meiden sollte man vor allem den Schwarzwald, die Fränkische Alb und die östliche Schwäbische Alb sowie die Alpen mit ihrem direkten Vorland.
   Leider ist auch bei Sonnenschein nicht unbedingt mit optimalen Beobachtungsbe- dingungen zu rechnen. Denn garnicht selten wird Sonnenschein registriert, wenn die Sonne durch hohe Wolken hindurchscheint. Verläßliche Beobachtungen der Bewölkung in hoher zeitlicher Auflösung für einen längeren Zeitraum liegen leider nur von den Flugwetterwarten des Deutschen Wet- terdienstes vor. Eine flächendeckende
 
Darstellung läßt sich damit nicht gewinnen. Man kann jedoch an einzelnen Stationen die Sonnenscheinwahrscheinlichkeit mit der Wahrscheinlichkeit für wolkenfreien Himmel vergleichen.
   Für die Station München-Riem findet man eine mittlere Wahrscheinlichkeit für klaren Himmel von 34%, wobei die Werte im Tages- und Jahresgang schwanken zwischen 50% in den Nachtstunden des Monats September und unter 20% während der Tagesstunden des Dezembers (Abb. 5). Im Tagesgang findet man ein deutliches Maximum während der Nacht. Dies ist vermutlich aber höchstens teilweise klimatologisch bedingt. Zumindest ein Teil des Effekts dürfte dadurch zu erklären sein, daß dünne hohe Wolken bei Nacht nur schwer oder garnicht zu erkennen sind. Tagsüber ergibt sich ein deutlicher Jahresgang mit einem Maximum im August und September mit Werten zwischen 40% und 44% und einem Minimum im Dezember mit Werten von 17% bis 20%.
   An den beiden anderen Flugwetterwarten im Totalitätsgebiet der Sonnenfinsternis (Stuttgart und Saarbrücken) findet man ähnliche tages- und jahreszeitliche
 
Variationen, jedoch sind die Mittagswerte der Wahrscheinlichkeit klaren Himmels im August mit 35% und 33% noch niedriger. Die Wahrscheinlichkeit für klaren Himmel zur Zeit der Sonnenfinsternis beträgt also nur etwa 50% bis 70% der Wahrschein- lichkeit für Sonnenschein.
   Die vertikale Ausdehnung der Wolken führt bei teilweise bewölktem Himmel dazu, daß die Bewölkung in Horizontnähe scheinbar zunimmt und in Zenitnähe entsprechend geringer ist. Aufgrund dieses Kulisseneffekts dürfte die Wahrschein- lichkeit für eine ohne Störung durch Wolken zu beobachtende Sonne zur Zeit der Sonnenfinsternis größer sein, als es der Wahrscheinlichkeit für klaren Himmel entspricht, aber für 20% - 30% der Fälle, an denen Sonnenschein registriert wurde, ist doch eine Beobachtungseinschränkung durch dünne Wolken zu erwarten.
   Daher kann auch bei optimaler Standort- wahl in Deutschland nur mit rund 50prozentiger Wahrscheinlichkeit mit einer ungestörten Beobachtung der Sonnenfin- sternis gerechnet werden.



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