Ein Blick zum Mond
...und in die Sonne
Zum Titelbild: Diese schrägblickende Aufnahme der zerkraterten Mondrückseite entstand während der Apollo-11-Mission. Der große Krater Daedalus (Durchmesser 80 km) zeigt eine komplexe Morphologie mit Zentralbergen und Terrassen. Eine ausführliche Beschreibung der Mondoberfläche und ihrer Geschichte steht auf Seite 648ff.
August 1999
Editorial
SuW 38 , Nr. 8, Seite 621–722
Wenn dieses Heft erscheint, ist die erste Landung eines Menschen auf dem Mond gerade 30 Jahre her. Wie es zur Mondlandung kam, wurde im Heft 6-7 bereits beschrieben. Heute beginnt, nach einem kurzen Abriß der Mondforschung bis 1969, eine mehrteilige, eingehende Darstel lung der Forschungsergebnisse aus den Jahren danach. Sie wird in den folgenden Heften fortgesetzt.
Und nun ein ernstes Wort zum bevorstehenden großen Ereignis. Der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands warnt eindringlich vor der ungeschützten Beobachtung der partiellen Phase der Sonnenfinsternis: Der anhaltende direkte Blick in die Sonne mit bloßem Auge, und schon das kür zeste Hinschauen mit einem Fernglas, führt zu gravierenden, irreversiblen Verbrennungen der Netzhaut.
Das hier gezeigte Bild (Aufnahme: Dr. Lily Speicher) zeigt den Augenhintergrund eines Patienten, der die partielle Sonnenfinsternis im Oktober 1996 mit freiem Auge beobachtet hat und noch am selben Abend wegen einer Sehverschlechterung in der Universitätsklinik für Augenheilkunde in Innsbruck vorstellig wurde.
Auf dem Augenhintergrundphoto ist die Netzhaut mit ihren Gefäßen zu sehen. In der Netzhautmitte – das ist die Stelle des schärfsten Sehens, die nur 0.3 Millimeter ausmacht – sieht man einen hellen sichelförmigen Fleck. Dies ist das in die Netzhaut eingebrannte Bild der partiell verfinsterten Sonne. Es kommt dabei sowohl zur thermischen als auch zur photochemischen Schädigung der (schmerzunempfindlichen!) Netzhaut. Als Fol ge davon sehen die Patienten genau dort, wo sie fixieren (z.B. beim Lesen), einen dunklen Fleck und erleiden dadurch eine grobe Sehbeeinträchtigung. Man spricht von einem sogenannten Zen tralskotom.
Im Heft 6-7/99 auf Seite 578-584 stehen ausführliche Hinweise, wie derartige Verletzungen zu vermeiden sind. Während die direkte Beobachtung der totalen Verfin sterung offenbar gefahrlos ist, läßt sich die etwa 80 Minuten dauernde partielle Phase am besten verfolgen, indem das Bild der
Sonne durch ein kleines Fernrohr auf einen Bildschirm (oder auf ein schlichtes Blatt Papier) projiziert wird.
Das gängigste Hilfsmittel zur visuellen Beobachtung einer Sonnenfinsternis sind aber spezielle Sonnenfinsternisbrillen. Sie bestehen aus einem Pappgestell, dessen »Brillengläser« aus einer praktisch undurchsichtigen Spezialfolie sind, und ko sten wenige D-Mark. Diese Folien schwächen das Sonnenlicht um einen Faktor 100000 ab, also auf ein tausendstel Prozent. Dies muß auch für das ultraviolette und das infrarote Sonnenlicht gewährleistet sein; deshalb sind gewöhnliche Sonnen brillen, schwarze Filmstücke oder mit Ruß geschwärzte Glasscheiben kein tauglicher Ersatz! Genauso unsinnig ist der immer wieder erteilte Rat, die Sonne im Spiegelbild zu beobachten, das z.B. in einem Eimer Wasser entsteht. Denn das Reflexionsvermögen der Wasseroberfläche liegt viel näher bei Eins als bei 1/100000.
Nach dieser letzten, unmißverständ lichen Warnung bleibt mir nur noch, Ihnen, liebe Leserinnen und liebe Leser, bei der Suche nach einem geeigneten Standort in der freien Natur viel Glück und uns allen einen strahlenden 11. August zu wünschen!
Herzlich grüßt
Sterne und Weltraum 8/1999